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Der lange Weg zum Klimaziel

  • Der österreichische Klimazielweg sieht vor, dass mit dem Jahr 2022 der
     die Treibhausgas-Emmission bis zum Jahr 2040 gegen 0 geht, und zwar
     annähernd linear sinkend.
  • Dieser Weg ist eine nahezu unbezwingbare Herausforderung, da dzt. etwa 2/3 der verfügbaren Energie aus fossilen Energieträgern hergestellt wird und somit der Großteil des Energieverbrauchs Treibhausgas emittiert, also die Atmosphäre mit Treibhausgasen auflädt.
  • Um diese hohe Energiemenge innerhalb der geplanten 18 Jahren auf regenerative Prozesse umstellen zu können, bedarf es enormer Anstrengungen auf allen Ebenen vom Bund bis zur Gemeinde, aber auch jeder einzelne Einwohner muss überzeugt werden, einerseits seinen Energieverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren und andererseits im Rahmen seiner Möglichkeiten seinen Energiebedarf soweit als möglich aus regenerativen Quellen zu beziehen. Zum Ansporn kann dies aus eigenen PV-Anlagen, Windkraftanlagen oder Energiegemeinschaften geschehen, es bedarf jedoch noch vielen zusätzlichen Anpassungen, denn die Angst vor dem Wohlstandsverlust durch Einschränkungen ist bei vielen Menschen sehr groß, aktuelles Beispiel ist die Reichweitenangst beim MIV.

Im Folgenden möchte ich die aktuellen Probleme der verschiedenen regenerativen Energiesysteme auflisten und Lösungsvorschläge anführen, welche durchaus visionär und alles andere als einfach umzusetzen sind.

Dazu vorerst einige Zahlen, Fakten und Rechenbeispiele und Zahlen zum EAG:

Österreichs Stromenergie

  • Gesamtstromverbrauch ~ 97 TWh/Jahr
  • Stromproduktion ~ 73 TWh/Jahr (davon 75%, also 55 TWh/Jahr regenerativ)
  • Stromimport ~ 24 TWh/Jahr
  • Beim Stromimport ist der Anteil an regenerativer Energie deutlich kleiner, da dieser aus Tschechien und Polen erfolgt. Dementsprechend liegt der regenerative Anteil in Österreich in Summe bei etwa 70%.
  • Wir benötigen also in Österreich zusätzlich 29 TWh/Jahr (=30% von 97 TWh/Jahr) zusätzliche Energie, hier noch nicht eingerechnet jener Anteil, welcher dzt. rein fossil zB. bei der Mobilität oder in der Industrie kompensiert werden muss.

Quelle:

 

Das erneuerbaren Ausbaugesetz (EAG)

Im Jahr 2021 wurde das Erneuerbaren Ausbau Gesetz verabschiedet

Erneuerbaren Ausbaugesetz:
~ zusätzlich 27 TWh/Jahr regenerative Energie bis 2030

  • 11 TWh durch Photovoltaik (45g CO2/kWh)
  • 10 TWh durch Windkraft (11g CO2/kWh)
  • 5 TWh durch Wasserkraft (22g CO2/kWh)
  • 1 TWh durch Biomasse (230g CO2/hWh)

Quelle:

 

Photovoltaik

  • Entsprechend dem EAG soll die Photovoltaik in den nächsten 10 Jahren stark ausgebaut werden, etwa um das zehnfache des aktuellen Bestandes. Durch diesen Boom und durch die Energieknappheit auch durch den Ukrainekrieg ist der Bedarf an Anlagen stark angestiegen, weder Komponentenlieferanten noch Fachkräfte zur Montage sind ausreichend verfügbar. Zudem ist ein deutlicher Anstieg der Bearbeitungszeiten für PV-Zählpunkte oder Erweiterung der Einspeisekapazitäten bemerkbar, Wartezeiten von mehreren Monaten sind mittlerweile die Regel, Telefonanfragen sind unmöglich, Tendenz: Probleme steigen an. Für Großanlagen fehlen oft die Flächen, hier müssen vorzugsweise bereits versiegelte Flächen herangezogen werden.
  • Subjektiv beobachtet erscheint derzeit dieses gesetzte Ziel nicht erreichbar. Das Ziel zu definieren und Fördermittel bereitzustellen ist bei weitem nicht ausreichend, die Bereitstellung der Komponenten, die Fachkräfte und eine rasche Bearbeitung durch die Netzbetreiber muss ebenfalls forciert werden, auch der Netzausbau zur Erhöhung der dezentralen Einspeisekapazitäten kommt nicht in Fahrt.

Lösungsvorschläge:

  • Fachkräfte für Montage anlernen, Lehrberuf PV-Monteur etablieren
  • Unternehmen zur Herstellung von PV-Paneelen subventionieren, Fertigungstiefe forcieren
  • Netzbetreiber gesetzlich stärker in die Pflicht zur schnellen Bearbeitung der Anfragen/Anträge nehmen (Limitierung Maximalbearbeitungszeit)
  • Netzkapazität muss schneller diesen Bedürfnissen ausgebaut werden, insbesondere auf der 400V-Ebene -> gesetzliche Regelung
  • Zusätzliche Förderung für den Ausbau von PV über bereits versiegelte Flächen (Dächer, Parkplätze, Radfahrwege, etc.)

Windenergie

  • Die Windenergie hat einen sehr hohen Stellenwert! Die Gründe sind die sehr geringe CO2-Belastung je kWh (etwa 11g) und eine mögliche Verfügbarkeit rund um die Uhr und zu jeder Jahreszeit. So kann schon eine kleine Windkraftanlage den nächtlichen Grundstrombedarf von etwa 250W eines Einfamilienhauses aufbringen
  • Leider wird der Ausbau sehr restriktiv vorangetrieben, gesetzliche Vorgaben von Abständen zu Häusern und kaum Möglichkeiten privat Windenergie zu nutzen, führen dazu, dass der Ausbau der Windenergie in Österreich praktisch auf 0 zurückgelaufen ist. Einzig das Burgenland ist bisher auf Grund der Windenergie bilanziell autark.
  • Windenergie muss auch mit kleinen privaten Anlagen nutzbar werden, ähnlich wie es bei der PV möglich ist, dazu fehlen aber die geeigneten gesetzlichen Rahmenbedingungen, von Förderungen ist man sogar sehr weit weg.

Lösungsvorschläge:

  • Anpassungen der Mindestabstände zu Häusern und angrenzende Grundstücke unter Berücksichtigung der Windanlagenbauweise (vertikal/horizontal) sowie Höhe, Leistung und Schallemission
  • In Oberösterreich muss vor Ansuchen eine Windmessung über 1 Jahr erfolgen, dieser Zeitraum muss reduziert, am besten völlig entschärft werden.
  • Gesetzliche Regelung zur Installierung und Netzanbindung auch bei Einfamilienhäusern
  • Förderung auch für Kleinwindanlagen

Öffentliche Verkehrsmittel

  • Das Klimaticket zeigt es vor: mehr als 160.000 verkaufte Klimatickets sind
    ein unerwarteter Erfolg!
    Aber diese führen vorerst zu Problemen auf den Hauptverkehrsruten wie etwa auf der Westbahn zw. Innsbruck und Wien. Warum überwiegend nur hier? Der österreichische Bürger ist sehr stark mit seinem PKW verbunden und denkt oftmals nicht daran, alternativ ein öffentliches Verkehrsmittel in Anspruch zu nehmen, insbesondere entlang der Nebengleise.

Lösungsvorschläge:

  • Es braucht einen Ansporn, dass jeder Bürger regelmäßig dazu bewegt wird, ein ÖPNV zu benutzen. Die meisten Bürger wissen nicht, wie gut die Öffis wirklich funktionieren und welche Erhöhung der Lebensqualität die Benützung bedeutet, da sie diese seit Jahrzehnten nicht benützt haben.
    Beispielsweise bekommt jeder Bürger die Möglichkeit, für eine Ausbezahlung von € 100,- eine gewisse Anzahl von ÖPNV-Fahrten durchzuführen. Diese Fahrten müssen dokumentiert werden (Foto, GPS-Track per App, Fahrschein, etc.), zusätzlich muss er eine App wie Scotty, etc. installiert haben und auch ein Ticket damit gekauft haben.
  • Der Betrag von bspw. € 100,- kann auch in Form von regionalen Gutscheinen beim Lebensmittelhändler im Ort, dem Friseur oder dem ansässigen Wirt  ausgestellt werden, um die regionale Wertschöpfung zu heben.

MIV mit Elektrofahrzeuge

  • Das BEV gilt als das energieeffizienteste Individualverkehrsmittel mit nahezu 75% Wirkungsgrad.
     Trotz stark steigender Verkaufszahlen gibt es einerseits immer noch sehr viel Skepsis in der Bevölkerung aber auch noch viele ungelöste Probleme wie zB die sogenannten Laternenparker.
  • Für viele gilt immer noch, dass ein Auto mindestens 1000km ohne Tankstop fahrbar sein muss.
  • Viele Fakenews oder alternative Fakten werden windmühlenartig über verschiedene einschlägige Medien verbreitet, beginnend von unmöglicher Energiebereitstellung bis zu Kinderarbeit und Naturzerstörung bei der Rohstoffgewinnung für Batterien und Antriebskomponenten und in weiterer Folge bei der ungelösten Akkuentsorgung,

Lösungsvorschläge:

  • Es braucht noch viel mehr Bewusstseinsbildung, wie viel CO2 mit BEV‘s eingespart werden kann.
  • Eine flächendeckende Ladeinfrarstruktur ist erforderlich, jeder muss Zugang zu einer Lademöglichkeit haben, diese muss auch über ein App buchbar und wärend des Ladevorganges überwachbar sein
  • Jeder Rohstoff, welcher in hohen Mengen benötigt wird, fällt dem Kapitalismus zum Opfer. Das Gilt für Lithium und Kobalt genauso wie für Erdöl. Auch hier benötigen wir Kampagnen, die Vorurteile zu verdrängen.
  • Auch das Akku-Receycling nimmt mittlerweile Fahrt auf, Akkus werden bereits zu 95%, in naher Zukunft zu 97% wiederverwertet.

Wasserstoff und eFuels

  • Wasserstoff und eFuels polarisieren sehr stark. Das liegt sehr stark daran,
    dass sehr viele Menschen nicht wissen, wie diese Energieträger hergestellt
    und eingesetzt werden. Gerade eFuels kursieren sehr stark als die schnelle
    Lösung zum Klimaziel, oder wie es Automobilclubs formulieren:
    der „vernünftige Weg mit bestehnder Technik“, hier wird aber vieles verschwiegen.

Lösungsvorschläge:

  • Wasserstoff ist derzeit einer der wenigen Energieträger, welche eine nahezu CO2-neutrale Kreislaufwirtschaft zulassen. Auf Grund der deutlich schlechteren Effizienz (um dzt. mind. Faktor 2) im Vergleich zu BEV‘s muss dieser Energieträger aber für jene Anwendungen reserviert bleiben, wo andere Möglichkeiten nicht anwendbar sind (Trucks, Schiffe, Flugzeuge, LDV‘s, ev. Langstrecken-PKW‘s).
    Zudem kann die Herstellung von grünem Wasserstoff durch Elektolyse zur Regulierung der Netzbelastung in Folge von erneuerbaren Energien beitagen.
  • efuels können dzt nur mit sehr hohem Energieaufwand hergestellt werden (etwa Faktor 9 höher im Vergleich zu BEV‘s). Zusätzlich stellt sich die Frage der Rohstoffbeschaffung, wenn dieser Energieträger flächendeckend skaliert werden soll.
  • All diese Möglichkeiten mit Vor- und Nachteilen müssen verstärkt den Bürgern erklärt werden, so dass das Verständnis für die eingeschlagenen Wege erhöht wird.

Wir leben in der 2500W-Gesellschaft

Es genügt nicht, möglichst viel Energie erneuerbar bereit zu stellen. Weltweit verbraucht jeder Erdenbürger im Durchschnitt 2500W, und zwar permanent. Die Verteilung ist jedoch nicht gleichmäßig. In Europa sind es etwa 5000W, in Indien nur etwa 1000W. Insgesamt ist der Energiehunger der Menschen viel zu groß und wird durch den Kapitalismus massiv befeuert. Ob oftmalige Flugreisen, hohe Kilometerleistungen mit dem Privat-PKW und der permanente Konsum von vielen Gütern, welche mit hohem Energieaufwand hergestellt werden. Der Transport von mittlerweile vielen Dingen des täglichen Bedarfs um die halbe Welt erhöht die Energiebilanz erheblich.

Lösungsvorschläge:

Es ist daher dringend nötig, den hohen Energieverbrauch und das Leben über den Verhältnissen des Planeten bewusst zu machen und Alternativen für die aktuelle energieintensive Lebensweise verstärkt zur Verfügung zu stellen

Fazit

Es wurde insbesondere in der jüngsten Vergangenheit vieles zur Erreichung der Klimaziele auf den Weg gebracht.

Letztendlich sind aber zur Umsetzung noch viele Hürden zu meistern, vieles strauchelt an bestehender Gesetzgebung, fehlender Komponenten und Fachkräften, fehlender Ressourcen in zuständigen Unternehmen und Behörden, und vielleicht auch am Unwillen der führenden Energielieferanten.

Aber es fehlt vor allem an der Bewusstseinsbildung der Bevölkerung, zudem erscheint es viel bequemer, die alten Wege mit fossilen Energieträgern weiter zu bestreiten und über deren steigenden Preise zu jammern.

Einsender: Andreas

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