Der vielfach von den OÖ Regierungsparteien ÖVP und FPÖ propagierte „Klimaschutz mit Hausverstand“ kann komplexen Herausforderungen wie der Klimakrise nicht gerecht werden. Daher hat die Klima-Allianz am vergangenen Samstag zu einer Informationsveranstaltung im Wissensturm in Linz eingeladen.
Bei einer Kundgebung VOR dem Wissensturm – organisiert von Extinction Rebellion OÖ – wurde für Klimaschutz-Maßnahmen protestiert und lautstark „Klimaschutz mit Sachverstand“ eingefordert. Danach konnte man sich IM Wissensturm darüber überzeugen, dass es bereits jede Menge an möglichen Maßnahmen gibt, die geeignet sind, die Klimaziele zu erreichen.
Verantwortliche Politikerinnen und Politiker versuchen der Bevölkerung oft zu suggerieren, die „Protestierer“ wären nur Chaoten, die keine Ahnung haben und nicht geeignet seien, sich konstruktiv einzubringen. Diese würden angeblich keinen Dialog suchen, sondern nur auf der Straße andere Menschen blockieren.
Unter dem Deckmantel „Hausverstand“ wird versucht, mit einfachen Slogans und Statements zu erklären, dass Oberösterreich, Österreich eh schon so super in Sachen Klimaschutz sind. Es sei bereits alles auf Schiene, um unsere internationalen Verpflichtungen einzuhalten. Alle zusätzlichen Maßnahmen würden den Wirtschaftsstandort gefährden, ja sogar ein Rückfall ins Mittelalter drohe, wenn weitere Maßnahmen gesetzt würden.
Weit gefehlt, die Situation scheint eher andersherum zu sein. Die Klima-Allianz OÖ hat alle Landtagsmitglieder und alle Landesregierungsmitglieder sowie Mitglieder der Linzer Stadtregierung eingeladen, vor Ort waren dann zwei Vertreterinnen aus dem Landtag einer Partei. Hatten sie (die nicht gekommen sind) Furcht davor, sich ein zu gestehen, dass sie zu wenig wissen oder untätig sind? In der Ausstellung wurde gezeigt, welche Maßnahmen notwendig sind. Es wurden auch Projekte aufgezeigt, die nachweislich den Klimazielen widersprechen und daher gestoppt werden müssen.
Im Auftakt-Vortrag wurde von Mitgliedern des Klimarat-Vereins ausführlich erklärt, wie es zum Klimarat der Bürger:innen gekommen ist. Es wurde das Auswahlverfahren erklärt und wie die Mitglieder von einschlägigen Wissenschaftler:innen mit Informationen gebrieft wurden. Es wurde dargestellt, wie es letztlich zu den rund 90 Empfehlungen des Klimarates gekommen ist.
Im Foyer im 1. Stock konnte man sich anschließend bei verschiedenen Ständen Infos zu Fakten und möglichen Maßnahmen abholen, sich mit fachlich versierten Vertreter:innen der Mitglieder der Klima-Allianz OÖ austauschen oder diskutieren.
Im abschließenden Vortrag von Dr. Martin Hoffmann zu „Earth 4 All“ – ein Bericht des Club of Rome – wurde der Blick auf die „großen“ Zusammenhänge gelegt und wie mittel- bis langfristig unsere Zivilisation stabilisiert werden könnte.
Als Resümee der Veranstaltung kann gesagt werden: Die Menschen wissen, was getan werden muss und was jetzt notwendig ist. Es gibt Konzepte, Lösungen und Technologien – gerade in Österreich. Das beweisen jedes Jahr viele prämierte Teilnehmer:innen von verschiedenen Awards und Preisen, wie dem Energy Globe oder dem FERONIA-Preis der OÖ Nachrichten. Was fehlt, ist die geplante, großflächig angewendete Umsetzung der vorhandenen Lösungen mit den notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Erst dadurch könnten wir unser Land in Europa zu einem Vorreiter und Anbieter in Sachen klimafreundlicher Lösungen und Technologien machen. Wer glaubt schon einem Anbieter, der seine angepriesenen “Lösungen“ nicht auch im eigenen Land einsetzt?
Dass die Mitglieder der Klima-Allianz OÖ richtig liegen, bestätigt wohl auch die Industriellenvereinigung. Sie beklagte am selben Tag die verringerte internationale Wettbewerbsfähigkeit aufgrund hoher Energiekosten und Lohnkosten, welche ebenfalls zu einem großen Teil auf hohe Energiekosten zurückzuführen sind. Die Energiekosten wiederum sind auf zu geringe Kapazitäten erneuerbarer Energien zurückzuführen. Gerade im Winterhalbjahr würden z.B. Windkraftanlagen den notwendigen erneuerbaren Strom liefern und weitere Gasbohrungen bzw. Flüssiggaslieferungen aus Übersee überflüssig machen.
Während ein Teil der Landesregierung lautstark gegen Windräder wegen angeblicher Auswirkungen auf die Umwelt und die Flächenversiegelung mobil macht, hat man gleichzeitig kein Problem mit der Rodung von über 18 Hektar Wald für ein Gewerbegebiet. Im gleichen Flächenausmaß könnten die Fundamente von mehr als 400 Windrädern errichtet werden. Die Stromerzeugung (ca. 4 Terrawattstunden pro Jahr) würde für 28% der oberösterreichischen Haushalte reichen.
Vortrag von Dr. Martin Hoffmann: Folien zum Download