Leserbrief von Stefan Zauner zum BezirksRundSchau-Interview mit Staatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP). Sie kritisierte die Klimakleber und hob das Engagement der Bundesregierung für den Klimaschutz hervor. 

Ich möchte zu dem Interview mit Claudia Plakolm ein paar Dinge bzgl.
Klimaschutz und Klimaaktionismus festhalten bzw. richtigstellen:

Frau Plakolm behauptet, dass die Klimakleber das Engagement junger Leute für Klimaschutz zerstören würden. Vielerorts wird behauptet, dieser Protest würde die Leute, die man so dringend bräuchte, nur abschrecken. Als wären die bisherigen Mittel so erfolgreich gewesen und als wären die Menschen nicht fähig, zwischen Protest, Zweck und Mittel unterscheiden
zu können. Es wird so getan, als hätten wir alle vorher kollektiv emsig an den Lösungen der Krise gearbeitet, bis diese bösen Klima-Chaot*innen uns dabei gestört haben. Das Gegenteil ist der Fall, viel Gerede und auch Demonstrationen haben nichts gebracht, deshalb nun diese “radikalen” aber friedlichen Mittel. Ja, es verärgert viele Menschen, aber es gibt auch viel Solidarität: Von der Wiener Ärztekammer, den Scientists For Future, den Museums For Future und viele prominente Stimmen weltweit. Die Aktivisten kündigen ihre Aktionen übrigens immer bei den Einsatzkräften an, machen auch den Weg für diese bei Bedarf frei. Wenn Einsatzfahrzeuge nicht durchkommen, liegt es an den Autos, die keine Rettungsgasse bilden.

Warum sich die Klimakleber nicht in China festkleben ist ein typisch polemischer Ausrutscher von Frau Plakolm. Das ist als Versuch zu werten, von unserer eigenen Verantwortung – alleine schon für unser Österreich – abzulenken. Das macht übrigens jedes Land auf der Welt – mit verheerender dummer Logik. Reiche Länder, egal wie groß oder klein, haben übrigens eine besondere Verantwortung, ihren Beitrag zu leisten.

“Die Realität sieht anders aus”

Eine weitere Richtigstellung: Die Bundesregierung hat erst begonnen, Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Wir sind weit weg von den Zielvereinbarungen und werden sie so auch nicht schaffen. Da kann die ÖVP noch so oft behaupten, wie toll wir schon sind. Die Realität sieht anders aus: Seit 1990 haben wir keine Reduktion der Emissionen geschafft, u.a. auch weil beim Verkehr die Emissionen um 57% gestiegen sind. Ohne verpflichtende(!) Maßnahmen und einer Mobilitätswende in Kombination mit Tempo 100-80-30 (als einfachste und billigste Maßnahme) wird das auch nichts. Man muss den Leuten die Notwendigkeit von Maßnahmen erklären und dann umsetzen, anstatt ständig von “mitnehmen” zu reden, um dann das Nichtstun zu rechtfertigen.

“Eine Greenwashing-Kampagne”

Die Klimaaktivisten in Österreich haben natürlich bereits mitbekommen, dass die JVP die Aktion „Anpacken statt Anpicken“ gestartet hat. Sie darf auf zahlreiche Einsendungen gefasst sein. Es stellt sich aber schon die Frage, warum eine weitere Initiative notwendig ist, wo alle Vorschläge doppelt und dreifach bereits auf dem Tisch liegen? Gerade die ÖVP zeichnet sich durch Blockaden am laufenden Band aus, ein Scherz, sich hier als Umweltschutz- und “Anpacker”partei zu vermarkten. Ich befürchte, dass es sich auch bei der JVP-Aktion um eine reine PR- und Greenwashing-Kampagne handelt. Ich habe der JVP auch meine Vorschläge geschickt und werde aufmerksam verfolgen, was damit gemacht wird. Ich hoffe, die BezirksRundSchau bleibt hier auch dran. Man muss wie erwähnt aber das Rad nicht ständig neu erfinden um es dann ohnehin nicht ernstzunehmen: Schon längst von engagierten Bürgern ausgearbeitete Vorschläge sind z.B. der Endbericht des Klimarates (Der Umgang damit kann demotivierender für Bürgerbeteiligungen gar nicht sein) oder die Ergebnisse der Klima-Challenge 2022 der Klima-Allianz OÖ (davon meine Arbeit als Siegeinreichung hier zu finden). Hat die JVP diese Arbeiten etwa verpasst zu lesen?

Frau Plakolm sollte sich an die wissenschaftlichen Erkenntnisse halten, den Klimawandel als existenzielle Bedrohung anerkennen und bestehende Vorschläge endlich ernstnehmen. Klima- und Artenschutz haben kein politisches Mascherl, dieses Thema muss überparteilich angegangen werden. Ein Problem natürlich, wenn eine ÖVP zunehmend mit Klimawandelleugnern koaliert.

Mit freundlichen Grüßen, 

Stefan Zauner

https://www.meinbezirk.at/oberoesterreich/c-gedanken/kritik-an-klima-aussagen-von-claudia-plakolm-oevp_a6171188