Sie haben es schon wieder getan! Diese penetranten Klimaaktivisten haben doch tatsächlich diese Woche wieder zweimal Straßen in Linz blockiert und die Menschen in den Fahrzeugen zum Stillstand verdammt. Sogar als Terroristen werden sie schon beschimpft, weil sie viele Menschen aus ihrer alltäglichen Routine herausreißen. Welchen Schaden die Wartezeit für die Allgemeinheit verursacht, unerhört! Haben die nichts besseres zu tun! Die hängen sonst sicher nur in der sozialen Hängematte und schmarotzen vom Sozialstaat, für den die Aufgehaltenen so schuften! 

Echt jetzt? Wirklich? Moment mal! Gehen wir da nicht jemandem auf den Leim? Auf den Leim von Politikern, die von ihrem eigenen Unvermögen abzulenken versuchen, vielleicht sogar von ihren falschen Versprechungen? Oder von Menschen, die unreflektiert diese Wortwahl übernehmen, weil sie gerne mit schimpfen, egal ob direkt betroffen oder nicht.

Wer sind denn diese Aktivisten eigentlich? Und was wollen sie wirklich? Wollen sie tatsächlich nur andere Menschen belästigen? Oder sind diese Blockaden lediglich die einzige Möglichkeit, die sie sehen, um auf ihre Anliegen hinzuweisen. Welche Anliegen haben denn diese Aktivist/innen? Was kann so wichtig sein, um ihre Mitmenschen dermaßen zu terrorisieren, ihnen ihre Zeit zu stehlen?

Oh, sie weisen darauf hin, dass unsere Politiker in die falsche Richtung steuern, dass sie unser Geld für Projekte ausgeben, die unserer Verfassung, den Verpflichtungen unseres Staates widersprechen! Dass der Verkehr dadurch am Ende nicht weniger werden wird!

Geh, wer soll das denn glauben! Das sind doch Nichtsnutze, die haben doch keine Ahnung!

Stop, hat jemand tatsächlich mit ihnen gesprochen, hat mal wer geschaut, wer die tatsächlich sind? Es ist eine bunte Mischung von Berufstätigen (egal, ob Voll- oder Teilzeit), Studenten, besorgten Eltern, auch Pensionist/innen. Die meisten haben auch eine höhere Ausbildung abgeschlossen. Keine Sozialschmarotzer. Und sie beschäftigen sich seit mehr oder weniger langer Zeit mit der Klimakrise, ihren Auswirkungen, den Möglichkeiten, wie wir in eine bessere Zukunft gelangen können. 

Auf jeden Fall können wir nicht so weitermachen wie bisher, allen Unkenrufen zum Trotz.  Die Wissenschaft bestätigt das seit längerer Zeit. 

Auch der Earth-Overshoot-Day diese Woche erinnert daran, dass es kein unbegrenztes Wachstum auf einem begrenzten Planeten gibt. 

Sehr viele verantwortliche Politiker/innen in Stadt, Land und Bund haben das immer noch nicht kapiert und wollen ihre Politik, ihre Projekte aus dem letzten Jahrtausend weiterführen. Und erhöhen noch die Geschwindigkeit in die falsche Richtung zu rasen, auf dass es die Menschen nicht bemerken. Und stempeln dabei alle Menschen als Terroristen ab, die die anderen darauf hinweisen wollen.

P.S.:  Klimakrise, das betrifft nicht nur den (globalen) Süden, sondern auch uns in Österreich. Durch die steigenden Treibhausgasemissionen wird es immer wärmer. In Österreich geht das schneller als europa- bzw. weltweit. Die Folge sind veränderte Wetterlagen, stärkere Extremwetter-Ereignisse. Gebietsweise als sintflutartige Regenfälle, oder als intensivere Stürme und Hagelunwetter bzw. längere Trockenperioden. All das führt zu enormen Schäden und Ernteausfällen. Die Kosten dafür werden höher sein als für die notwendige Umstellung unseres Lebens auf Klimaneutralität. 

Es ist höchste Zeit, mit den falschen Projekten aufzuhören! Warum wollen diese Politiker/innen einfach nicht mit uns reden?

Ja, warum eigentlich? Warum wollen diese Politiker/innen nicht mit diesen Leuten ernsthaft reden? Für jedes Werbefoto findet man Zeit, für ernsthafte Gespräche zu den notwendigen Klimaschutzmaßnahmen offenbar nicht. Wobei Klimaschutz am Ende ein Synonym für Menschenschutz, Zivilisationsschutz ist, nicht mehr und nicht weniger. Das ist denen aber offenbar ein paar Nummern zu groß und üben sich weiter in Populismus und Verunglimpfen lieber die Klimaaktivist/innen, in der Hoffnung, dass die meisten Menschen ihnen weiter auf den Leim gehen …

 
Erich Winter

Anmerkung: Leserbriefe sind keine Meinungsäußerung der Klima-Allianz OÖ