Dem Hausverstand müsste klar sein, dass auch im Winter der Strom fließen muss. Lieber Umweltanwalt, liebe OÖ Landesregierung: Woher beziehen wir im Winter unseren Strom? Wie erreichen wir die Klimaziele bis 2030?

Die Klima-Allianz Oberösterreich hat mit Bestürzung vernommen, dass sich inmitten der eskalierenden Klima-Krise die Umweltanwaltschaft (UA) OÖ in einer Pressekonferenz generell gegen den Ausbau von Windkraft in unserem Bundesland mit dem Verweis auf Menschen- und Umweltschutz ausspricht.

Diese Stellungnahme verwundert allerdings nicht, wenn das Land OÖ über die UA OÖ eine Studie über das „Konfliktpotential zwischen Windkraftnutzung und Vogelschutz in Oberösterreich“ beauftragt und anschließend dem erwünschten Ergebnis applaudiert. Es ist offensichtlich, dass nicht Lösungen für zusätzliche Windkraftanlagen (WKA) gesucht werden, sondern Verhinderungsgründe.

Wieso sich ein Umweltanwalt Gedanken über die Wirtschaftlichkeit von WKAs macht, ist ebenfalls nicht nachvollziehbar – Projektwerber wissen sicher genau, inwieweit sich eine WKA rechnen wird oder nicht. Das hängt in erster Linie von den regulatorischen Rahmenbedingungen dafür ab. Ein Umweltanwalt, der die Gefahren der Klimakrise als solche erkennt, sollte sich vielmehr dafür einsetzen, Hilfestellung zu geben, um Rahmenbedingungen aufzustellen, damit die notwendigen WKAs auch bestmöglich im Sinne der Umwelt, inkl. Ausgleichsmaßnahmen, ermöglicht werden.

Generell fehlt uns auch die Einordnung der Größenverhältnisse von möglichem Vogelschlag durch WKAs zu Vogelsterben bei anderen Infrastrukturprojekten, Flächeninanspruchnahme und allgemeinen Gefahren wie Fensterscheiben, Hauskatzen, Stromleitungen, Landwirtschaft bis zum Flugverkehr – die meisten dieser Gefahren verursachen ein Vielfaches an Vogelsterben!

Würde man eine vergleichbare Vorgangsweise auch bei anderen Infrastrukturprojekten wählen, ist anzunehmen, dass keine Autobahn, keine Schnellstraße und keine Stromtrasse mehr errichtet werden könnten. Damit liegt der Verdacht nahe, dass das Land OÖ nur eine NGO (gegen die sonst sehr oft mit negativen Äußerungen bedacht werden) für ihre Zwecke eingespannt hat, um ein gefälliges Ergebnis zu erhalten.

WKAs bieten uns die Möglichkeit, auch im Winterhalbjahr günstigen Strom zu liefern, wenn Photovoltaik-Anlagen eine geringere Leistung haben. Da helfen auch keine Speicherkraftwerke, die nur für kurze Zeiten Strom in Form von Wasser speichern können! Und wenn man mit grünem Wasserstoff (sofern dieser wirklich in ausreichender Menge verfügbar ist) im Winter Strom erzeugen möchte, muss einem bewusst sein, dass die Stromkosten ein Vielfaches zu Strom aus WKA betragen werden. Ob die OÖ Wirtschaft und Industrie (und auch die Oberösterreicher:innen) wirklich mit Stromkosten in der Höhe von 70 Cent oder mehr eine Freude haben werden? Sicher nicht, wird denn schon jetzt laufend laut nach einer entsprechenden Unterstützung gerufen! Die oft beschworene Interessensabwägung wird hier also komplett negiert!

Es ist uns als Klima-Allianz  OÖ bewusst, dass auch WKAs eine Beeinträchtigung der Umwelt bedeuten. Allerdings muss uns als Gesellschaft klar sein, dass wir auf erneuerbaren Strom angewiesen sind, dass wir fossile Energien nicht weiter verbrennen dürfen und somit gewisse Dinge in Kauf nehmen müssen. Es ist soweit schon auch in der Gesellschaft angekommen, dass wir die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten verringern müssen. Es ist nicht absehbar, dass in den nächsten 7 Jahren – bis 2030 – europaweit genügend erneuerbarer Strom zur Verfügung steht, den wir dann importieren könnten.

Man kann also zusammenfassen:

  • Vogelschlag durch WKAs und Beeinträchtigung des Landschaftsbilds werden vom Land OÖ als Grund gegen WKA hochgehalten
  • Waldrodungen neben einem Vogelschutzgebiet (Ohlsdorf) sind kein Problem – das wird ausgeglichen
  • Einschränkung der Lebensräume für Vögel und Rückgang dieser durch Flächeninanspruchnahme/-nutzung und Bewirtschaftung sind für das Land OÖ kein Problem
  • FPÖ und ÖVP sprechen sich gegen Ausweitung von Naturschutzgebieten aus, weil nicht notwendig (die Klima-Allianz OÖ hat hierzu letztes Jahr einen Antrag beim Land eingebracht, der abgelehnt wurde).
  • Einerseits wird seitens der OÖ Landesregierung lauthals Alarm geschlagen, dass die Industrie- und Wirtschaft abzuwandern droht, andererseits verhindert die OÖ Landesregierung den Ausbau von Windkraftanlagen, die die Stromlücke im Winterhalbjahr füllen könnten.

 

Sehr geehrter Herr Donat! Wenn Sie einen Patienten mit einem Herzinfarkt versuchen wiederzubeleben, werden Sie die eine oder andere gebrochene Rippe gerne in Kauf nehmen, um das Leben des Patienten zu retten. In diesem Sinne bitten wir sie, ihre Einstellung zu WKAs und den aktuellen Herausforderungen zu überdenken!

P.S.: Danke für den Hinweis betreffend Verkehrswende und Wärmewende – hier werden wir übrigens zukünftig noch einiges mehr an Strom benötigen. Die dafür notwendigen Gesetze werden allerdings von ÖVP bzw. Teilen davon (sowohl bundes- als auch landesseitig) blockiert.

Sehr geehrte OÖ Landesregierung: statt Verhinderungsgründe für zukunftsweisende, klimaneutrale Energiegewinnung in Oberösterreich zu suchen, sollten sie besser einen Plan vorlegen, wie wir in den nächsten 7 Jahren jeweils 7% Treibhausgas-Emissionen einsparen können! Die Maßnahmen für 2023 sind schon lange überfällig.